Geimpfte Menschen

Impfen Bei Immunerkrankungen

Das Projekt

Impfungen zählen zu den effektivsten vorbeugenden Maßnahmen im Gesundheitsschutz. Mit dem Projekt VAC-MAC (VACcinierung von MS/Arthritis/Colitis-Patient:innen) versuchen wir, die Bedeutung von Impfungen für Patient:innen mit immunvermittelten Erkrankungen in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken.

Denn gerade für Patient:innen mit immunvermittelten Erkrankungen ist ein ausreichender Impfschutz besonders wichtig. Sie werden im Vergleich zur Bevölkerung häufiger mit Infektionen ins Krankenhaus eingewiesen. Ihr Risiko, an einer Infektion schwer zu erkranken oder zu versterben, ist höher. Eine Infektion kann auch zu einer Verschlechterung der immunvermittelten Erkrankung führen.

Ungefähr 5-8% der Weltbevölkerung, etwa 5 Millionen Menschen in Deutschland, leiden an einer immunvermittelten Erkrankung/Autoimmunerkrankung. Zu den häufigsten Erkrankungen gehören die entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, die Multiple Sklerose sowie die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Die Zahl von Patient:innen mit immunvermittelten Erkrankungen nimmt stetig zu.

Leider sind Patient:innen mit immunvermittelten Erkrankungen oft nicht ausreichend geimpft und damit vor Infektionen nicht geschützt. Wir werden systematisch nach möglichen Impfhindernissen forschen. Ziel des Projektes ist es, die gewonnenen Erkenntnisse in Informationsmaterial einfließen zu lassen und den behandelnden Ärzt:innen und betroffenen Patient:innen zur Verfügung zu stellen. Wir wollen damit einen Beitrag liefern, um Patient:innen mit immunvermittelten Erkrankungen bestmöglich zu versorgen und Komplikationen wie Infektionen zu vermeiden.

Das Projekt VAC-MAC ist vom Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (Link: https://innovationsfonds.g-ba.de/projekte/versorgungsforschung/vac-mac-impf-und-infektraten-bei-multipler-sklerose-ms-chronisch-entzuendlich-rheumatischen-erkrankungen-cird-oder-chronisch-entzuendlichen-darmerkrankungen-ced.462) gefördert.

Stand: 06.12.2022

Auf einen Blick

Antwort auf häufige Fragen zu Impfen bei Immunsuppression finden Sie in einem eigenen Artikel zum Thema. Ein weiterer Artikel informiert Frauen mit immunvermittelten Erkrankungen wie Multipler Sklerose, rheumatoider Arthritis, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa, was beim Impfen in Schwangerschaft und Stillzeit wichtig ist.

Impfen bei Immunsuppression: Was gilt bei MS, Rheuma, Morbus Crohn und Colitis ulcerosa?
Impfen während der Schwangerschaft und Stillzeit für Frauen mit Autoimmunerkrankungen
Impfempfehlungen für die weiterbehandelnde Ärztin / den weiterbehandelnden Arzt

Impfempfehlungen für die weiterbehandelnde Ärztin / den weiterbehandelnden Arzt

Was sind chronisch-entzündliche Erkrankungen?

Zu den häufigsten chronisch-entzündlichen Erkrankungen gehören die Multiple Sklerose, Rheuma und die chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Wir wollen im Folgenden Ihnen diese Erkrankungen vorstellen.

Multiple Sklerose

Multiple Sklerose ist die häufigste neurologische immunvermittelte Erkrankung mit mehr als 200.000 Betroffenen in Deutschland. Durch eine immunvermittelte Entzündung im Gehirn und Rückenmark kommt es bei den betroffenen Patient:innen zu Gefühlsstörungen, Lähmungen, Sehstörungen und Blasenstörungen. Viele Patient:innen beklagen zudem Konzentrationsstörungen und Müdigkeit, die Fatigue genannt wird. Typischerweise erkranken mehr Frauen als Männer vor allem im jungen Erwachsenenalter. Patient:innen, die an einer schweren Multiplen Sklerose leiden, sind häufig in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt und haben hierdurch bereits ein höheres Infektrisiko. Ein Teil der Patient:innen mit Multipler Sklerose wird mit Medikamenten behandelt, die das Immunsystem unterdrücken und das Infektionsrisiko weiter erhöhen können.

Entzündlich-rheumatische Erkrankungen

Rheuma ist ein Überbegriff für eine Vielzahl an immunvermittelten Erkrankungen, die unter dem Begriff „entzündlich-rheumatische Erkrankungen“ zusammengefasst werden. Etwa 20 Millionen Menschen leben in Deutschland mit einer entzündlichen-rheumatischen Erkrankung. Zu den entzündlich-rheumatischen Erkrankungen gehören Manifestationen am Bewegungsapparat (z. B. rheumatoide Arthritis), entzündliche Erkrankungen des Bindegewebes (Kollagenosen) und der Blutgefäße (Vaskulitiden) sowie weitere, seltene entzündliche Erkrankungen des Immunsystems. Häufig äußern sich diese durch Beschwerden des Bewegungsapparates (zum Beispiel Schmerzen und Steifigkeit). Aber auch andere Organmanifestationen (wie Erkrankungen von Haut, Lunge oder Nieren) können auftreten. Die rechtzeitige Diagnose und Einleitung einer Therapie spielen eine wichtige Rolle um irreversible Schäden an Gelenken und Organen zu vermeiden. Die Medikamente, die zur Behandlung von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen eingesetzt werden, führen zu einer Unterdrückung des Immunsystems. Dies führt noch zusätzlich zu dem gestörten Immunsystem bei immunvermittelten Erkrankungen zu einer reduzierten Immunabwehr, so dass das Infektionsrisiko erhöht ist.

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen

Von einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung sind in Deutschland etwa 420.000 bis 450.000 Menschen betroffen. Zumeist handelt es sich hierbei um Patient:innen mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa und seltener um andere Erkrankungen wie z. B. eine mikroskopische Colitis. Häufig äußern sich diese mit (blutigen) Durchfällen, Bauchschmerzen und Gewichtsverlust, aber auch Hautveränderungen, Gelenkschmerzen und andere Organmanifestationen können auftreten: „nicht nur der Darm, sondern der ganze Mensch ist krank“. Bei schweren Verläufen ist meist eine immunsuppressive Therapie notwendig, um chronischen Organschäden, Operationen, die zum Verlust eines Teiles des Verdauungstraktes führen können, und die Entstehung von Darmkrebs zu verhindern.

Zusammenfassend

Viele Menschen in Deutschland sind von einer immunvermittelten Erkrankung/Autoimmunerkrankung betroffen. Zur Behandlung dieser Erkrankungen werden immer mehr Medikamente, die das Fortschreiten der Erkrankung verhindern sollen, eingesetzt. Hierdurch können nicht nur bei den Patient:innen, sondern auch bei Ärzt:innen Unsicherheiten entstehen, ob und welche Impfungen empfohlen werden sollen. Da Patient:innen unter diesen sogenannten Immuntherapien anfälliger für Infekte sind, sind Impfungen von besonderer Bedeutung.

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